Dr. Manfred Weber, Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Iden
Körnerleguminosen als auflockerndes Glied in der Fruchtfolge waren lange Zeit beliebte Futtermittel für Schweine. Mit zunehmendem Import von Sojabohnen bzw. Sojaextraktionsschrot, das zu günstigen Preisen auf den deutschen Markt gekommen ist, nahm die Anbauvorzüglichkeit kontinuierlich ab. Dies hat sicherlich auch mit den ackerbaulichen Schwierigkeiten (z.B. geeignete Pflanzenschutzmittel etc.) zu tun, die immer stärker ins Gewicht fallen. Bei den momentan sehr hohen Preisen für Sojaextraktionsschrot und der Diskussion um genveränderte Pflanzen scheint der Anbau der Körnerleguminosen wieder in ein anderes Licht zu rücken. Von dieser Situation, aber auch von einer weiteren Förderung im Rahmen der gekoppelten Eiweißpflanzenprämie oder über speziellen Agrarumweltprogrammen, hängt ab, ob sich die Anbaufläche von gut 100000 ha im Jahr 2010 wieder ausdehnen wird nachdem sie bis 2007 stark zurück gegangen ist. Nach wie vor sind die Körnerleguminosen, als Eiweiß- bzw. auch Energiefutter (Erbsen), als Schweinefutter hervorragend geeignet. Auf diese Eignung soll im Folgenden unter den verschiedensten Gesichtspunkten eingegangen werden. Deutlich gesagt werden muss aber auch, dass Körnerleguminosen den Sojaextraktionsschroteinsatz in den Mischungen nicht gänzlich ersetzen können. Dazu wäre ein hoher Einsatz freier Aminosäuren notwendig und die N-Ausscheidungen zu hoch.
Futterwert: Bei allen Körnerleguminosen sind die Unterschiede zwischen und innerhalb der Sorten sehr hoch. Entscheiden sind Umwelteinflüsse wie Boden und Klima. Es ist daher ratsam beim Verfüttern eigener Körnerleguminosen eine Futtermittelanalyse durchführen zu lassen. Alle drei hier behandelten Früchte sind, wenn man die Werte in Tabelle 1 betrachtet, sowohl als Energielieferant als auch als Eiweißpflanze zu betrachten. Im Unterschied zum Sojaschrot besitzt die Erbse nur die Hälfte des Rohproteingehaltes, liefert aber auf Grund des hohen Stärkeanteils deutlich mehr Energie. Bei den Lupinen und Ackerbohnen finden wir mehr Rohprotein aber weniger Stärke und damit Energie wie bei der Erbse. Deutliche Unterschiede im Energiegehalt finden wir zwischen den weiß und bunt blühenden Ackerbohnen und den weiß, gelb und blau blühenden Lupinen. Leider laufen die Ansprüche der Tierernährung und der ackerbaulichen Eignung hier gegenläufig. Während weiße Ackerbohnen und weiße und gelbe Lupinen deutlich höhere Inhaltsstoffe enthalten, lassen sich die bunten Ackerbohnen und die blauen Lupinen besser im Bestand führen. Daher werden diese, wenn überhaupt, in Zukunft angebaut werden und die folgenden Aussagen beziehen sich auf diese Varianten. Im Hinblick auf die Proteinversorgung der Schweine ist nicht der absolute Gehalt an Rohprotein, sondern der Gehalt an essentiellen Aminosäuren ausschlaggebend. Beim Schwein sind hier besonders die 5 erstlimitierenden (Lysin, Methionin/Cystin, Threonin und Tryptophan) besonders zu beachten. Der Gesamtgehalt dieser Aminosäuren unterscheidet die Körnerleguminosen deutlich vom Sojaschrot. Sie enthalten nur etwa die Hälfte der Aminosäuren des Sojaschrotes. Bezieht man diese aber auf den Gesamtgehalt an Rohproteins ergeben sich fast gleiche Anteile, so dass die Proteinqualität gegenüber dem Sojaschrot nicht schlechter ist. Eine Ausnahme machen hier die schwefelhaltigen Aminosäuren (Methionin und Cystin). Bei der Rationsrechnung ist daher besonders hier ein Ausgleich beim Einsatz von Körnerleguminosen zu schaffen. Geeignet wäre zum Beispiel der Einsatz von Rapsprodukten. Betrachtete man die praecaecale Verdaulichkeit, diese ist ja Grundlage der neuen Versorgungsempfehlungen der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Verdaulichkeiten des Lysins sind nach deren Angaben gegenüber dem Sojaschrot nur unwesentlich schlechter (Soja: 87%, Lupinen und Erbsen: 84%, Ackerbohnen 82%). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass etwa die Hälfte, bei Lupinen etwas mehr, des Sojaschrotes durch Körnerleguminosen in Schweinerationen durch die doppelte Menge an Körnerleguminosen ersetzt werden kann.
Einsatzmengen
Die Einsatzmengen der Leguminosen werden aber nicht nur durch die energie- oder Aminosäuregehalte bestimmt, sondern auch durch sogenannte „antinutritive Substanzen“, das sind Inhaltsstoffe, die sich z.B. negativ auf den Geschmack (Tannine) oder die Verdaulichkeit des Eiweißes (Trypsininhibitoren) auswirken. Dabei sind diese sehr stark arten- und sortenabhängig. In Lupinen ist der hohe Gehalt an Nicht-Stärke-Polysacchariden (NSP) zu nennen. Dies sind Kohlenhydrate, für die Monogastriden keine Verdauungsenzyme besitzen und die daher sehr stark in Dickdarm abgebaut werden (Blähungen). Entscheidend ist aber hier die eher geringe Energieausbeute und die negative Beeinflussung des Darminhaltes (Viskosität). Aus den oben genannten Futterwerten und den Beeinflussungen durch die antinutritiven Stoffe entstehen Bedingungen, die den Einsatz der Körnerleguminosen je nach Einsatzzweck beim Schwein begrenzen. Die Werte, die in Tabelle 2 aufgeführt sind, stellen somit Einsatzgrenzen dar, bei denen noch keine negativen Auswirkungen auf die biologischen Leistungen der Schweine zu befürchten sind. In den Futterrationen werden dieses Mengen aber zumeist deutlich unterschritten, da neben den oben genannte Restriktionen weitere Gesichtpunkte (Sicherheit, Lagerung, Ökonomie) eine Rolle spielen. Daher sind die in Klammern stehenden Einsatzempfehlungen zum Teil deutlich niedriger angesetzt.
Besondere Beachtung benötigen die Lagerbedingungen der Körnerleguminosen. Bei Wassergehalten von über 12% kann es schnell zur Schimmelbildung im Lagerstapel kommen, die vor allem die Sauen aber auch die Leistung der Mastschweine, durch die gebildeten Mykotoxine, negativ beeinflussen können.
Preiswürdigkeit
Letztendlich ist der Einsatz oder aber die Einsatzmenge von Futtermitteln in Schweinerationen immer abhängig vom Preis des Produktes (Erzeugerpreis, Zukaufspreis) und den Konkurrenzprodukten. Üblicherweise vergleicht man bei der Preiswürdigkeitsberechnung die Körnerleguminosen mit den Futtermitteln Weizen (Energie) und Sojaextraktionsschrot (Eiweiß). Dazu wird der Energie- und Lysingehalt der Früchte herangezogen, finanzielle bewertet und durch die Löhrsche Austauschmethode mit den Inhaltsstoffen der Körnerleguminosen verglichen. Es ergeben sich daraus für die unterschiedlichen Marktpreise von Weizen und Sojaschrot die maximalen Preise für die Körnerleguminosen. Im Falle von niedrigeren Handelpreisen können sie im Futter untergebracht werden. Liegen die Handelspreise höher, sind die erzeugten Produkte zu verkaufen und nicht in die Rationen einzubauen. Wenn also der Weizen 22 € pro dt und Sojaextraktionsschrot 34 € pro dt kostet, dann dürfen Erbsen max. 28,50 €, Lupinen 26,27 € und Ackerbohnen max. 28,26 € kosten um sie in der Ration einzusetzen. Es handelt sich dabei aber nur um grobe Richtwerte. Eine einzelbetriebliche Berechnung, ggf. unter Berücksichtigung anderer Parameter (z.B. andere Aminosäuren oder deren Verdaulichkeit) ist im Bedarfsfalle durchzuführen.
Fazit
Die oben gemachten Ausführungen zeigen deutlich, dass mit dem Einsatz von Körnerleguminosen in der Schweinefütterung ein Teil des üblichen Sojaschrotes eingespart werden kann, wobei die Qualität der Futter nicht schlechter wird. Aus Sicht der Schweinefütterung macht es durchaus Sinn, Erbsen, Lupinen oder Ackerbohnen auszubauen und einzusetzen. Die gegenüber Getreide geringeren Erträge und höheren Kosten bzw. Anbaurisiken führen aber zu einer momentan minimalen Anbaufläche. Weiter steigende Sojapreise oder fördertechnische Anreize könnten zu einer Rücknahme dieses Trends beitragen. Bleiben die Anbaumengen in absehbarer Zeit so gering, ist es auch für die Saatzuchtunternehmen nicht mehr lukrativ entsprechendes Saatgut anzubauen bzw. die Sorten weiter zu entwickeln. Damit fehlt uns bald komplett das entsprechende Know how zum Körnerleguminosenanbau und wir sind immer stärker auf den Zukauf von Eiweißfuttermittel außerhalb Deutschlands bzw. Europas angewiesen.
Beitrag als PDF aus der Stallinvest Schweinehaltung 08/2011