"Wir sind mit unserem Bestand von 105 Milchkühen in einer Größenordnung angelangt, bei der eine visuelle Brunstkontrolle allein nicht mehr ausreicht", sagt Yvonne Brunckhorst, 24, die nach Abschluss ihres Landwirtschaftsstudiums in Kürze in den elterlichen Betrieb einsteigt. Sie ist bereits jetzt zuständig für das gesamte Herdenmanagement.
"Außerdem haben wir in der Vergangenheit häufig Probleme damit gehabt, dass Kühe, die nachts brünstig waren, zu spät erkannt wurden und eine termingerechte Besamung nicht mehr möglich war", sagt Klaus Brunckhorst, 53. "Diese Schwachpunkte gibt es nicht mehr, seit wir FULLEXPERT nutzen."
Die Entscheidung für die automatisierte Brunstbeobachtung fiel im Zuge des Melkstandneubaus Anfang 2008. Bei der Wahl der Melktechnik, die in den vorhandenen Melkstand integriert werden sollte, investierte Familie Brunckhorst in eine Steile Fischgräte von Lemmer Fullwood mit 2 x 10 Plätzen, die ohne großen Aufwand auf 2 x 12 Plätze erweitert werden kann.
Gleichzeitig erhielten alle Kühe Präzisionspedometer zur Erfassung der Aktivität und damit zur Brunsterkennung. Das Auslesen der Tierdaten erfolgt im Betrieb Brunckhorst an Kraftfutterstationen, mit denen die Leistungsspitzen gezielt ausgefüttert werden.
Mit der Automatisierung der Brunstbeobachtung hat sich das gesamte Besamungsmanagement deutlich verbessert. "FULLEXPERT findet zum Beispiel stillbrünstige Tiere, die wir sonst nicht erkannt hätten", sagt Yvonne Brunckhorst. Sie und ihr Vater werfen zwei- bis dreimal täglich einen kurzen Blick in den PC und rufen die Berichte "Kühe zur Besamung", "Mögliche Brunsten" und "Kühe zum Trockenstellen" auf. Außerdem kontrollieren sie die Tiere, die noch kein Kraftfutter abgerufen haben.
Anhand der automatischen und treffsicheren Erkennung der brünstigen Kühe findet die Besamung termingerecht und gezielt statt. Diese wird vom Tierarzt durchgeführt, der außerdem alle zwei Wochen die Fruchtbarkeits- und Trächtigkeitsuntersuchungen im Bestand vornimmt.
"Mit dem Einsatz der automatisierten Brunstbeobachtung sind für auch für den nächsten Wachstumsschritt gut gewappnet und gehen somit auch im wachsenden Bestand jederzeit auf Nummer sicher", sagt Klaus Brunckhorst. Im Zuge eines geplanten Milchviehstall-Neubaus soll auch eine automatische Selektionsreinrichtung am Übergang vom Melkstand zum Stall integriert werden. "Dann können wir beispielsweise die Tiere zur Besamung oder zur Kontrolle durch den Tierarzt ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand von der Herde trennen."