"Man sollte automatisieren, was zu automatisieren geht. Das gilt insbesondere für täglich wiederkehrende Arbeiten wie das Melken", sagt Reiner Eggers, 43, der gemeinsam mit seiner Frau Antje, 43, einen Betrieb mit derzeit 65 Milchkühen, weiblicher Nachzucht und 72 Hektar Fläche im nordfriesischen Herrenkoog bewirtschaftet.
"Bereits vor einigen Jahren haben wir nach einem Messebesuch in Dänemark gewusst, dass wir uns irgendwann für ein automatisches Melksystem entscheiden würden, um unsere Arbeitszeit flexibler zu gestalten", sagt der Betriebsleiter. Aus dieser Idee reiften im Jahr 2007 konkrete Investitionsplanungen, als feststand, dass die Altenteiler die Melkarbeit nicht weiter übernehmen konnten. Außerdem passte die Dimensionierung des vorhandenen AutoTandem-Melkstandes nicht mehr zu der gewachsenen Herde. Das Melken nahm zu viel Arbeitszeit in Anspruch.
Integration in vorhandenen Stall
Im Zuge der Planungen informierten sich die Milchviehhalter bei Betriebsbesuchen intensiv über das automatische Melken mit verschiedenen Systemen. Die Entscheidung fiel für den Merlin von Lemmer Fullwood. "Besonders überzeugt hat uns der Ansetzarm, der mit modernster Lasertechnik zur Erfassung des Gesamtzitzenbildes ausgestattet ist", sagt Reiner Eggers. "Außerdem haben wir mit dem Fullwood Servicepartner Wüstenberg Landtechnik sehr kompetente Ansprechpartner direkt in der Nähe."
Mit überschaubarem Aufwand wurde der Melkroboter im Februar 2008 in vorhandenen Boxenlaufstall integriert. Dafür mussten lediglich drei Liegeboxen entfernt werden. Um vor dem Roboter Platz für die Reinigungstechnik und für die Milchseparationsvorrichtung zu schaffen, wurde die Stallaußenwand auf einer Länge von etwa drei Metern aufgebrochen und 70 Zentimeter nach außen gezogen.
Die Herde hat das automatische Melksystem innerhalb kürzester Zeit angenommen. "Ein Pluspunkt war sicherlich, dass die Tiere das seitliche Betreten der Melkbox schon vom Melken im Auto-Tandem gewohnt waren", sagt Landwirt Eggers. Nur drei der knapp 70 Kühe mussten aufgrund ihrer extremen Zitzenanordnung aus der Herde ausselektiert werden. "Bei diesen Tieren waren die hinteren Zitzen wesentlich höher als die Vorderzitzen."
Auch die Färsen nehmen den Roboter vergleichsweise problemlos an. Sie werden zwei Wochen vor dem Abkalben in die Herde integriert und mehrmals zur Kraftfutteraufnahme in den Merlin getrieben. So gewöhnen sie sich völlig stressfrei an das System.
Der Tagesablauf im Betrieb Eggers hat sich komplett geändert. Morgens gilt der erste Blick den wichtigsten Listen im PC. Dabei geht Reiner Eggers nach einem 3-Punkte-Arbeitsplan vor. Zuerst schaut er sich die Übersicht mit den Kühen an, die zu lange nicht gemolken wurden. "Ich kontrolliere diese Einzeltiere und treibe sie dann in die Melkbox. Insbesondere Frischabkalber benötigen in den ersten Tagen nach der Geburt besonderes Augenmerk. Das ist aber in Betrieben mit konventionellen Melksystemen genau so."
Der zweite Punkt im Arbeitsplan ist die Kontrolle der Liste mit den Kühen, die aufgrund ihres Aktivitätsprofils zur Besamung anstehen. Als dritter Schritt erfolgt die Auswertung der Liste mit den Tieren, die Abweichungen bei der Leitfähigkeit aufweisen. "Das kann ein frühzeitiger Hinweis auf eine sich anbahnende Mastitis sein. Daher gehe ich bei diesen Tieren ans Euter und mache einen Schalmtest. So kann man größeren Problemen meist rechtzeitig vorbeugen", sagt der Milchviehhalter. Die Eutergesundheit der Herde ist sehr gut, auch die Zellzahlen sind nach einem kurzen Anstieg in der Umstellungsphase wieder auf das Niveau von durchschnittlich 120000 gefallen.
Fazit: Antje und Reiner Eggers sind froh über ihre Entscheidung für das automatische Melken. Sie sind zeitlich wesentlich flexibler und haben heute mehr Freiräume für die Familie sowie andere Tätigkeiten. Mittelfristig ist die Aufstockung der Herde auf 130 Kühe und die Investition in einen zweiten Merlin geplant. Mit einer dafür beste Bedingungen gegeben.