(BFL). Die Studie einiger Krefelder Hobby-Insektenkundler, mit der die Behauptung aufgestellt wurde das die Insektenpopulation in den letzten 27 Jahren um 76 Prozent geschrumpft sei, ist zur Unstatistik des Monats Oktober gekürt worden. Bewerkenswert ist dieser Umstand, da erst kürzlich die Studienergebnisse durch niederländische Wissenschaftler als "valide" bezeichnet wurden. Zu einem anderen Schluß kamen aber nun deutsche Statistiker. Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen seit Jahren der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas K. Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen.
Diese werfen der Studie nun eklatante methodische Mängel vor und haben diese in einer jüngst veröffentlichen Pressemitteilung folgendermaßen kritisiert: "Dort wird über eine Studie berichtet, die auf Daten von 63 Insektenfallen zurückgreift, die der Krefelder Verein zwischen 1989 bis 2016 aufgestellt hatte. Nach diesen 27 Jahren hatte man 76 Prozent weniger Insekten-Biomasse in den Fallen. Jedoch war keine einzige dieser 63 Fallen über den gesamten Zeitraum an einem Ort aufgestellt. Stattdessen – wie die Autoren der Studie selbstkritisch anmerken –
wechselten viele Standorte von Jahr zu Jahr. An den meisten Standorten wurde keine einzige Wiederholungsmessung durchgeführt.
Genauso wichtig für die Bewertung der „76 Prozent“ ist aber auch ein allgemeines Prinzip des kritischen Denkens: Jede berichtete Abnahme zwischen zwei Zeitpunkten hängt davon ab, welchen Anfangszeitpunkt man wählt. Dies gilt besonders bei drastisch schwankenden Werten, wie bei Börsenkursen und Biomassen von Insekten. Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen. Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen –
eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet.
Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen."
Die „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.