Informieren, diskutieren: Biogas im Energiemix der Zukunft
(BFL). Im Energiemix der Zukunft wird die Bioenergie in Deutschland eine große Rolle spielen – das ist der Wille und die Aufgabe der Politik und Gesellschaft. Um den Anteil der regenerativen Energien nachhaltig zu steigern und die Akzeptanz zu verbessern ist besonderes Augenmerk auf die Effizienz der zukünftigen Verfahren zu richten. Diese Forderung an die Politik formulierte erst vor wenigen Tagen der Ausschuss für Biogas der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG).
Die Sicherung der zukünftigen Energieversorgung kann durch Sonnen- und Windenergie allein aufgrund der sehr hohen Leistungsschwankungen, nicht realisiert werden. Auch bei entsprechend teuren Überkapazitäten ist eine ausreichende Speicherung der Energie aus dieser Technik derzeit nicht möglich. Hierfür ist zunächst ein Ausbau großer Stromnetze nötig, zu deren Realisierung sicherlich noch einige Jahre nötig sind. Die Beimischung von Ethanol oder Pflanzenöl in Kraftstoffe ist eine Möglichkeit nachwachsende Rohstoffe als Energie einzusetzen. Zurzeit ist die Nachfrage der Verbraucher nach Ethanol-Kraftstoffen jedoch eher zurückhaltend. Auch die Energiebilanz von Ethanol gegenüber Biogas ist deutlich schlechter, erklärt Olaf von Lehmden, Vorstandsvorsitzender der EnviTec Biogas AG vor Journalisten auf einem Pressetag am Firmensitz in Lohne an einem Beispiel. Das aus den Früchten der Pflanzen von einem Hektar landwirtschaftlicher Anbaufläche gewonnene Ethanol reicht für ca. 30.000 gefahrene PKW Kilometer. Damit wir nur 1/3 des Potentials einer Pflanze zur Energiegewinnung genutzt. Zur Biogasgewinnung wird fast 100% des Potentials einer Pflanze genutzt. Das aus den Pflanzen erzeugten Biogases eines Hektars reicht für ca. 80.000 PKW-Kilometer. „Keine andere Erneuerbare Energie ist so vielseitig und effizient“, so Olaf von Lehmden zu den Perspektiven von Biogas im Energiemix der Zukunft.
Erörtert wurden auf dem Pressetag die derzeitigen und für die anstehende Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) jüngst angedachte politische Rahmenbedingungen. „Wir möchten aufklären über Biogas, uns als Anlagenbauer der Diskussion stellen, Journalisten zur intensiven Recherche einladen und auf diese Weise zu einer fairen Berichterstattung über die Potenziale von Biogas beitragen“, sagte Finanzvorstand Jörg Fischer im Vorfeld.
Im Mittelpunkt des Pressetages stand die Debatte um den künftigen Energiemix in Deutschland. Mit der anstehenden Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) stellt die Bundesregierung in den nächsten Monaten die Weichen für die Energiewende. Da sich mit speicherbarem und regelbar produzierbarem Biogas bei der Energieerzeugung Schwankungen anderer alternativer Erzeugungsarten wie Wind- und Solarkraft ausgleichen lassen, kommt der Bioenergie bei der in Deutschland angestrebten Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien eine wichtige Bedeutung zu.
Die Biogasbranche steht vor der Aufgabe, in Biogasanlagen die höchstmögliche Energieeffizienz zu erreichen. Forschung und Entwicklung weisen hier den Weg. Als Technologieführer der Branche arbeitet die EnviTec Biogas AG an Biogasanlagen, die bis 2020 rund 40 Prozent weniger Inputstoffe benötigen sollen. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurde die Biogasausbeute in den Anlagen des Unternehmens um rund 20 Prozent gesteigert, informiert Vorstandsmitglied Jürgen Tenbrink - als CTO zuständig für die technische Entwicklung. Durch die Effizienzverbesserungen sinkt der Flächenbedarf für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen pro Kilowatt installierter Leistung langfristig erheblich.
In Lüsche (Gemeinde Bakum, Landkreis Vechta) besichtigten die Journalisten eine EnviTec-Biogasanlage, die mehr als 160 von 220 Haushalten des Dorfes mit der Wärme aus dem Blockheizkraftwerk (BHKW) der Anlage versorgt, die als Nebenprodukt bei der Stromerzeugung anfällt. Für den Transport der Wärme wurde ein Nahwärmenetz von insgesamt 12 km Länge verlegt, erläuterte der frühere Vorstandsvorsitzende der EnviTec Biogas AG Kunibert Ruhe - ortsansässiger Initiator des Projekts.
Bewohner von Haushalten berichteten von sehr moderaten Investitionskosten und sehr niedrigen Kosten für die abgenommene Wärme (3 ct/kWh) die üblicherweise mit ca. 60 - 70 °C angeliefert wird. Eigene Heizungsanlagen würden nur in extremen Kälteperioden das über das Leitungsnetz etwas gekühlte Wasser auf 60 °C erhitzen.
Durch die gezielte Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung ist Biogas schon heute die effizienteste aller Erneuerbarer Energien – darin waren sich die Lüscher-Bürger einig.
Das Potential in der Biogasproduktion ist längst noch nicht ausgeschöpft. Forschung und Entwicklung wird die Effizienz von Biogasanlagen zukünftig deutlich steigern und die Biogasausbeute aus einem Hektar Landwirtschaftliche Nutzfläche durch spezielle Pflanzenzüchtungen weiteres Potential bieten - davon zeigte sich Kunibert Ruhe überzeugt.